An einem einzigen Tag, dem 23. Juli 1757, ging der größte
Teil ihres Reichtums unwiederbringlich verloren. Die österreichische
Armee beschoß in einer Attacke im Siebenjährigen Krieg
stundenlang die Stadt. Den nächsten Tiefschlag teilte Napoleon
aus, als er 1806 mit der über England verhängten Kontinentalsperre
die Leinwandausfuhr zum erliegen brachte. Viele wirtschaftlichen Beziehungen
gingen Zittau verloren, als Sachsen nach dem Wiener Kongreß
1815 die Niederlausitz und Teile der Oberlausitz an Preußen abtreten
mußte.
Im 18. Jahrhundert entstanden in der nähe der Mandau
erste Betriebe. Die Hausweberei wurde von Textilindustrie verdrängt.
Mit der Erschließung von Braunkohlevorkommen vor den Toren
der Stadt (Hirschfelde, Turow) entwickelte sich der Zittauer Maschinenbau.
Auch Fahrräder (Phänomen) wurden hier gebaut. 1848 war die
Bahnstrecke nach Löbau (somit auch nach Dresden) hergestellt. 1890
fuhr die Schmalspurbahn nach Oybin zum ersten mal.
Um 1910 lebten 37.000 Menschen in der Stadt, ein Großteil
davon arbeitete in der Textilindustrie.
Den zweiten Weltkrieg überstand die Stadt relativ unbeschadet.
Trotz der restriktiven SED-Wirtschaftspolitik gelang es Fachleuten des
Textilkombinates, eine international anerkannte Qualität von Stoffen
und Bekleidung beizubehalten.
Nach dem Fall der Mauer wurde dieser Industriezweig
stückweise demontiert, ebenso der Zittauer Maschinen- und Fahrzeugbau,
womit der seit den 50er Jahren einsetzende Abwanderungstrend der Bevölkerung
noch verstärkt wurde. Am 30. 6. 1999 zählte das Statistische
Landesamt noch 28.218 Einwohner.
Heute stellt Zittau, auch aufgrund der umfassenden Restaurierungsarbeiten
der letzten Jahre, eine schöne, würdevolle Stadt mit einem
über Jahrhunderte erhalten gebliebenen Stadtkern dar. Es finden
sich hier prächtige Bauten der Renaissance und des Barocks, des
Rokokos und des Klassizismus. Die komplette Innenstadt wurde 1991 unter
Denkmalschutz gestellt, wodurch verhindert werden konnte, daß
große Konzernketten wie Burgerking, McDonals oder Karstadt das
Stadtbild durch ihre Gestaltungsnormen umformen.
Dennoch ist Zittau nicht rückständig. An der hier ansässigen
Hochschule für Technik, Wirtschaft und Sozialwesen (HTWS
Zittau / Görlitz) wird zukunftsweisende Forschung betrieben, zB.
wurde hier 1997 ein Interaktives Georgrafisches Informationssystem entwickelt,
im International BIONIC-Centre werden durch die Erforschung der
Natur neue Konzepte für zB. Katalysatorstrukturen untersucht oder
mit dem Internationalen Hochschulinstitut Zittau werden länderübergreifende
Hochschulprojekte ins Leben gerufen.